Großer Diagonale-Schauspielpreis 2025
Lauatio Inge Maux
zum Diagonale- Preis 2025
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kollegen, Freunde, allerliebste und höchstverehrte Inge Maux.
Es ist schon so: Wenn einem die ehrenvolle Aufgabe zuteil wird, zu einem Anlass wie dem heutigen für eine verdiente Kollegin das Wort zu ergreifen, können sehr unterschiedliche Dinge passieren.
Man kann beispielsweise zuerst in Verlegenheit geraten, dann in die Untiefen des Internets abtauchen um anzufangen, sich eine biografisch und künstlerisch elaborierte Schilderung der Honoratiorin aus den Fingern zu saugen in der man der Länge und der Breite nach ausführt, warum und wieso, wie es dazu kam, über Virtuositäten und Ebenen, tiefe Gründe und hohe Künste referieren… und weshalb und wieso und überhaupt und blablabla etcetera p.p.
Dagegen ist überhaupt nichts zu sagen, und wenn man es einigermaßen gut macht, gibts auch freundlichen Applaus.
Oder aber: man hat das Glück, dass es sich bei der geehrten Kollegin um Inge Maux handelt. Weil dann fängt man zuerst an zu lächeln, dann grinst man breit und schließlich fängt man vor Freude an im Kreis zu hupfen.
Weil das gibt es halt einfach wirklich ganz, ganz selten: 1.: Dass eine Ehrung jemanden so vollkommen zurecht ereilt. 2.: Dass man sich in der Sekunde, in der sie beschlossen wird so absolut sicher sein kann, dass es der verdienteste, gegönnteste, fröhlichste und glücklichste Preis ist, der überhaupt vergeben werden kann.
Und 3.: Dass man ganz selbstverständlich davon ausgeht: niemand auf der Welt könnte das im geringsten anders empfinden.
Eine Schwierigkeit, die sich einem allerdings schon auftun könnte ist höchstens die: Wie man den ganzen großen Schwung an Mitfreude, der einen sofort überflutet in einigermaßen zusammenhängende Worte kleiden soll.
Ich probiers einmal.
Die Frage, die sich einem zuerst stellen könnte wäre zum Beispiel: Wieso freu ich mich so deppert drüber, daß die Inge diesen Preis gewinnt?
Und die Antwort muß man wahrscheinlich direkt aus Ihr selbst herausspiegeln:
Weil Freude das ist, was diese Frau in völlig unregulierter Menge in die Welt hinein verströmt. Einfach durch die Art, mit der sie ihr begegnet.
Inge Maux ist wenn man so will: ein spektraler Freudegenerator.
Eine Frohsinns- und Empathiemaschine.
Ein großes Packerl Herz mit ein bissl Haut drumherum.
Und dieses Herz zeichnet sich noch dazu durch eine besondere, seltene Eigenschaft aus: es ist, zumindest was Fragen der Arbeit anbelangt, scheinbar völlig frei von Angst. Das beeindruckt umso mehr, wenn einem selbst…na, sagen wir einmal…schon das eine oder andere mal vor bevorstehenden Aufgaben ordentlich die Muffe gegangen ist. Also: mehr so wie mir, zum Beispiel
Inge scheint davor völlig gefeit zu sein.
Es ist, als hätte Apollo ihr einen derart großen Haufen Begabung, Begnadung, und auch Berufung in die Seele geschissen, dass ein Menschenleben allein gar nicht ausreichen kann, das irgendwie abzuarbeiten. Dabei bemüht sie sich schon fast ihr ganzes Leben lang nach Kräften, genau das zu tun.
Sie spielt, auf dem Theater genauso wie vor der Kamera, sie singt, auf der Musical- wie auf der Konzertbühne, sie malt, sie fotografiert….
Kurz, sie ist so erfüllt von einer unstillbaren Neugierde auf die Welt, daß sie gar nicht anders kann, als sie durch sich hindurch…. und in künstlerischem Ausdruck wieder aus sich heraus strömen zu lassen.
Man sieht ihr dabei diese angstfreie Neugierde übrigens auch an. Allein wie sie einen anschaut: Ein bissl neugierig, grundfreundlich, offen…. und jederzeit willens, nur das beste von ihrem Gegenüber anzunehmen und zu erwarten.
Einfach, als würde sie einen jederzeit gern, und ohne Gegenleistung dafür zu erwarten, in den Arm nehmen.
Das ist etwas ungeheuer schönes.
Und so macht sie es dann wohl auch in der Arbeit.
Ich stelle mir das bei ihr in etwa so vor: Sie stellt sich vor ihr nächstes Projekt hin, zieht sich, also…sinnbildlich jetzt natürlich… pudelnackert aus und dann springt sie, ohne Netz oder sonst irgendeine Sicherung, einfach mit vollem Karacho von der Klippe.
Und wie hoch die Klippen sind, von denen sie springt, schon gesprungen ist,
wie tief und stürmisch das Wasser sein kann in dem sie landet, das weiß die Welt.
Wenn ich mir zum Beispiel vorstelle, der Ulrich Seidl wollert mich für einen seiner Filme besetzen: Ich weiß nicht… Also zumindest machert ich mir zuerst einmal quadratisch in die Hosen, und danach wärs noch lang nicht gesagt, ob ich mich getrauen würd. Wegen der Angst warats gwesn, siehe oben..
Inge sagt zu sowas dann einfach: „ ein Angebot von Ulrich Seidl kann man natürlich nicht ablehnen“
Womit sie in der Sache selbstverständlich recht hat. Aber…. die Cochones für sowas muss man natürlich auch haben.
Hat sie ganz offensichtlich…
Dass sie mit dieser Kühnheit dann gleich eine Seidl- Protagonistin wurde und geblieben ist, ist nur eine logische Folge dessen, was sie vor seiner Kamera hergegeben hat.
Weil, da gibts keine Würschtln: Sie gibt sich ganz.
Völlig.
Ohne Begrenzung oder Hemmung, in der ganzen unschuldigen Schönheit des spielenden Kindes, das sie immer noch ist.
Wie sie selbst so schön sagt.
Das gilt im übrigen für jeden ihrer Filme, egal ob jetzt Arthouse- oder Gebrauchsfernsehproduktion. Das schreib ich ihr jetzt auch noch aufs Habenkonto: Sie ist nämlich zu allem Überfluß …..völlig frei von Dünkel.
Es ist ein bissl so, als hätte sie eine Art innere Sicherheit, einen Schutzschirm, der sie vor Übertreibung, Effekthascherei und falschen Tönen bewahrt. Und das ist nun wirklich mit das Seltenste, das es in unserem Gewerbe überhaupt gibt.
Und diese herrliche Eigenschaft verschenkt sie einfach in jede Richtung, in jedes Genre.
Dass sie es auch nicht scheut, nackt, schutzlos und zutiefst verwundbar bis ganz tief ins Unsagbare, Furchtbare zu steigen….
Hat ihr vor 6 Jahren für ihren herzzerreissenden Auftritt in „Murer“ dann auch den Österreichischen Filmpreis eingebracht.
Aller verdient-es-tens!
Und weil es heute ein Filmpreis ist, erlaube ich mir auch noch, meine persönliche Lieblings-Inge zu küren:
Was sie als Mame Wolkenbruch in „Wolkenbruchs wundersame Reise in die Arme einer Schickse“ geliefert hat… Sie, die selbst erst recht spät im Leben von der eigenen jüdischen Abstammung erfahren hat…
Was sie da völlig klischeebefreit an prototypischer Mame auf die Zuschauer losgelassen hat:
Völlig ausserirdisch. Rasend komisch, zutiefst berührend, die Mutter aller Mames, sozusagen.
Das ist für mich die höchste Maux- Ausformung, mit dieser Figur, auch wenn sie eine erfundene ist, besetze ich Inge immer in meinem Herzen, das ist sie für mich.
Man möchte sie eigentlich sofort selbst beanspruchen können, als Ersatz- Mame für den Bedarfsfall. Dann könnte einem nämlich nix mehr passieren, ganz egal, wie schief die Welt sich noch weiter aus den Angeln heben möcht…
Und wahrscheinlich wäre das für sie auch kein Problem. Spontanadoption mit Herzenswärmegarantie und solidestem Frohsinn auf allen Wegen.
Dazu wär sie imstand.
Für uns alle, wie wir da sitzen…
Und das ist es, wofür sie diesen Preis heute EIGENTLICH bekommt, zumindest, wenns nach mir geht:
Natürlich für ihre unglaubliche Arbeit, die Einzigartigkeit ihres Spiels und ihres Anspruchs daran, ihre Ausdauer und tiefe Hingabe an diesen unseren Beruf.
Aber ganz zuletzt einfach:
Für die Frau, die sie ist, die Kollegin, die wir kennen und lieben und den Menschen, der das schönste, leuchtendste und liebste Beispiel für uns alle sein muß!!
Aus tiefstem Herzen und mit einer Riesenverbeugung gratuliere ich dir, liebe Inge zu diesem Preis.
Bleib bitte unbedingt genau wie du bist,
Wir lieben dich!
Ladatio gehalten von Maria Köstlinger in Graz, Diagonale-Preis 2025